Anselm Wüest - Zürich
Orte,
die langsam sind
Im März
2000 eröffnete die junge Galerie im Hegau-Jugendwerk in Gailingen die
Ausstellung „Zeichnungen und Bilder“ des Zürichers Anselm Wüest. Zu sehen
waren vorwiegend Portraits und Tierzeichnungen.
Anselm Wüest
war für die junge Galerie ein ganz besonderer Künstler. Vor 10 Jahren war er
als 16jähriger selbst Rehabilitand im Jugendwerk. Nach einem Ski-Unfall
arbeitete er an den Folgen seiner schweren Verletzung, die sich in einer
Halbseitenlähmung, Sprach- und Gedächtnisproblemen äußerte. Gefördert von
seiner kunstsinnigen Familie war ihm schon in dieser Zeit die Kunst sehr
wichtig.
Im den Jahren
nach den Reha-Aufenthalt in Gailingen beteiligte sich Wüest an der
Wanderausstellung „Dialoge“ von Fragile, dem Schweizer Selbsthilfeverband
der Schädel-Hirn-Verletzten. In dieser bemerkenswerten Ausstellung präsentieren
auch heute noch professionelle Künstler ihre Werke zusammen mit den Werken Schädel-Hirn-Verletzter,
ohne dabei auf den jeweiligen Hintergrund des einzelnen Künstlers hinzuweisen.
Wüest hat immer
noch mit den Folgen seines Ski-Unfalls zu tun. Er sei langsam geworden, so sagt
er. Daher suche er zum Zeichnen auch Orte auf, an denen es langsam zugehe.
Beeindruckend sind die vielen Portraits, die er in Altersheimen machte. Die
Menschen dort sind glücklich, wenn jemand zu ihnen kommt und Zeit mit ihnen
verbringt. Aber auch der Zoo sei ein Ort, der ihn mehr und mehr faszinierte. So
erzählt Wüest von einem ganz besonders persönlichen Verhältnis zu einer
Schildkröte, welches sich über die vielen Besuche im Züricher Zoo
entwickelte.
Anselm Wüest wird in seinen zeichnerischen Bemühungen sehr von seinen Eltern unterstützt. Für sie ist diese Ausstellung auch ein weiterer klarer Schritt ihres Sohnes in ein unabhängiges Leben, welches für den jetzt 26jährigen immer konkretere Formen annimmt.
Liste
der Künstler
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