Heike  Lohfink -  Reutlingen

Lena Sauermann - Emmendingen

    

Wege zu sich selbst

Heike Lohfink und Lena Sauermann begegnen sich selbst

Im Januar 2007 eröffnete die junge Galerie des Hegau-Jugendwerks die Ausstellung Selbst-Begegnungen der Kunst-Studentinnen und angehenden Referendarinnen im sonderpädagogischen Lehramt Heike Lohfink und Lena Sauermann. Zu sehen waren Selbst-Erforschungen, experimentelle Annäherungen an das eigene Selbst. Expressive Farbigkeit, Technik-Mix und handwerkliches Können zeichnete diese Kunstwerke aus, die sich selbst genug sind. Ihre eigentliche Aufgabe haben diese „Selbsterforschungsprotokolle“ während des Prozesses ihres Entstehens schon erfüllt. Sie bedürfen eigentlich der Präsentation nicht mehr. Eine Ausstellung wie diese bot daher einen kleinen Blick hinter die Kulissen und zeigte, was Kunst auch sein kann. 

Heike Lohfink
wurde 1972 in Langen geboren. Nach dem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. „Interessant wurde die Ausbildung für mich dadurch, da sich mir eine Verbindung zwischen dem Sozialen und dem Gestalterischen eröffnete“.  Dieses Interesse an der Auseinandersetzung mit Mensch und Kunst wird auch in ihrem darauffolgenden Lebensabschnitt zum bedeutsamen Thema. 
Nachdem Heike Lohfink 4 Jahre als Ergotherapeutin in einer Neurologischen Frührehabilitation gearbeitet hat, begann sie 2002 das Lehramtsstudium für Sonderschulen an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg – mit den gewählten Fächern Kunst und Mathematik. Während des Studiums nahm sie an Ausstellungen in den Bereichen Keramik, Fotografie und Malerei teil. Für ihre malerische Auseinandersetzung und Gestaltung nutzte sie die Möglichkeiten der Eitemperatechnik. Heute verbindet sie in ihren Bildern Eitemperafarben, Acrylfarben und Collageelemente.
„Mir geht es in meiner Malerei um die Begegnung mit meinem Selbst und um die Begegnungen mit anderen Menschen, die sich wiederum auf mein Selbst auswirken. Ausgangspunkt der Malerei ist immer eine Idee, eine besondere Stimmung, eine bestimmte Erfahrung mit Mitmenschen oder mit mir selbst. In der malerischen Auseinandersetzung inszeniere ich das Thema mit Hilfe gesteigerter Mimik, Gestik oder expressiver Farbgebung. Diese Inszenierung des Bildes wirkt wiederum auf mich zurück, steigert die bereits vorhandenen Gefühle und erfordert eine neue intrapsychische und malerische  Antwort. Man könnte sagen, ich stehe bildnerisch in einem Dialog mit meinem Selbst, welcher mir zur Klärung meiner Person verhilft“.
Heike Lohfink sieht sich nicht als Künstlerin, die Kunst für andere schaffen möchte. Für sie ist Malerei gleichbedeutend mit Selbsterforschung, Selbstspiegelung und Selbstdarstellung. 

Lena Sauermann
wurde 1981 in Freiburg geboren. Ihr Interesse für die Kunst begann bereits in ihrer Kindheit. Im Rahmen einer Malgruppe nahm sie schon als 9-Jährige an verschiedenen Ausstellungen teil. Mit den Leistungskursen Kunst und Mathematik absolvierte sie 2001 ihr Abitur und begann im darauf folgenden Semester diese beiden Fächer im Rahmen ihres Grundstudiums für das Lehramt an Sonderschulen in Ludwigsburg zu studieren. Während ihrer Studienzeit waren einige ihrer Keramikarbeiten bei entsprechenden Ausstellungen zu sehen.
Mit Beginn ihres Studiums begann sie sich auch dem Thema Selbst-Begegnung zu nähern,  zunächst im Rahmen eines kunstpraktischen Seminars. Täglich zeichnete sie ein Selbstporträt in ein Skizzenbuch. „Den Anfang nicht suchen, sondern machen und vor allem niemals einen zweiten Versuch starten. So waren meine Spielregeln. Forschend ging mein Blick zum Spiegelbild und versuchte alles zu fassen, was in diesem Moment zu fassen war.“
Für ihre Mappenprüfung 2003 begann sie weitere biografische Werke herzustellen. „Biografisches Arbeiten, also Spuren suchen und Spuren sichern hat immer etwas mit Selbst-Begegnung zu tun. Ohne Spuren, ohne Erinnerung ist offenbar kein Selbstverständnis zu gewinnen, ohne Anhaltspunkte im Lebensraum und in der Zeit keine Orientierung zu finden. In der Selbstdarstellung begegnet man einem Modell des Selbst, das keineswegs schon im Bewusstsein vorhanden sein muss. Ich denke auch Unbewusstes oder Vorbewusstes fließen als Anteile in die Selbstdarstellung ein. Man verlässt beim ästhetischen Biografieren die Ebene unreflektierten Alltagsdenkens, geht einen Schritt von sich weg, blickt aus diesem selbstreflexiven Abstand auf sich und kommt sich damit zugleich auch wieder einen Schritt näher.“
Ihr Mal- bzw. Zeichenstil ist gekennzeichnet vom Experimentieren verschiedener Kunsttechniken. Neben Acrylfarben, denen sie Pigmente zumischt, verwendet sie Tusche und Pastellkreide, die als zeichnerische Elemente in ihren Bildern integriert werden.
2005/2006 setzte sich Lena Sauermann in ihrer wissenschaftlichen Abschlussarbeit für das erste Staatsexamen mit dem „Ästhetischen Biografieren“ auch theoretisch auseinander.

 

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