Carola Burkl
- Bruckberg
Die Frage der Realität
Arbeiten von Carola Burkl in der jungen Galerie
Carola Burkl ist 24 Jahre alt, studiert nach einem
Freiwilligen Sozialen Jahr in Togo nun Physikalische Technik im 4. Semester und
besitzt ihren ganz eigenen Zugang zur Kunst. Ob es für sie Kunst ist, das ist
schon die erste Frage, die geklärt werden müsste. Eigentlich ist das Zeichnen
für sie vor allem eine der Lebenssäußerungen, die es jedem Einzelnen möglich
machen, das eigene Leben zu verstehen und möglichst erfolgreich zu gestalten. Es
ist letztlich ein Werkzeug, um sich selbst helfen zu können. Dabei geht es ihr
mehr um das Machen, den Prozess und nicht so sehr um das Haben, das Produkt. Das
man die entstandenen Bilder danach dennoch hat und auch ausstellen könnte, ist
ein Umstand, dem diese Ausstellung ihr Zustandekommen verdankt.
"Ich bin nicht der Tagebuch-Typ",
schreibt Carola Burkl zu ihrer Ausstellung. "Auch fällt es mir nicht immer
leicht, alles in Worte zu fassen, was so in meinem Kopf rumgeistert. Nein, ich
zeichne! Einfach nur so aus Spaß, aber auch wenn mich irgendetwas beschäftigt,
emotional oder psychisch aufwühlt, dann nehme ich Papier und Stift und raus ist
die Sache aus dem Kopf.
Doch nach einem Togo-Aufenthalt musste ich ins Krankenhaus wegen Malaria.
Dabei lief etwas schief: Multiorganversagen und Koma als Folge. Als ich wieder
aufwachte, war medizinisch klar, dass Schäden im Gehirn entstanden waren, unklar
blieb, wo. Also hieß es Dinge ausprobieren und, öfter als mir lieb war,
festzustellen: 'Aja, das geht also auch nicht... !' Zum Beispiel war das Gehen
zunächst auch nicht selbstständig möglich und so hatte ich viel freie Zeit im
Krankenhaus und wenig zu tun. Gute Möglichkeit zu zeichnen, dachte ich mir. Mein
Dad brachte mir all meine Sachen, doch das Projekt 'den Kopf freizukriegen' ging
daneben. Der Stift fiel mir einfach aus der Hand. Wenn ich es doch schaffte, ihn
festzuhalten, dann vollzog meine Hand trotzdem nicht die Bewegungen, die mein
Gehirn vorgab – es war zum Davonlaufen...
Naja, der Rest in Kurzfassung: Einmonatige Reha-Anschlussbehandlung im
Hegau-Jugendwerk Gailingen. Dort neben diversen motorischen Therapieeinheiten
auch Schulunterricht, inklusive der Kunstwerkstatt. Hier entstand durch Jörg
Rinninsland die Idee, mir ein Ziel zu geben, worauf ich hinarbeiten kann. Wir
vereinbarten einen Ausstellungstermin in der jungen Galerie in 2 Jahren...damit
das Thema zeichnen nicht einfach aus Frustration begraben wird. Der Plan war in
jeder Hinsicht erfolgreich. Jetzt, gut 2 Jahre nach meiner Entlassung im
Hegau-Jugendwerk, hängen meine Bilder hier.
Lange habe ich mich
detailiert mit
dem Sichtbaren beschäftigt. Es waren Arbeiten, die in
Richtung Fotorealismus gingen. Zur Zeit
beschäftigt mich die Frage der Realität. Ist nur das real, was durch Fotos
festgehalten werden kann? Sind Fotos überhaupt noch ein Maßstab für die
Wirklichkeit ? man denke an die Möglichkeiten der
Bildbearbeitung.
Ist es nur
dann die Realität, wenn sich die Wahrnehmung mehrerer Menschen deckungsgleich
überlappt? Oder gibt es auch eine ganz eigene Realität? Auch wenn niemand sonst
das Gleiche sieht oder fühlt, für die betreffende Person ist das real, oder etwa
nicht?
Diese Gedanken spiegeln sich auch in meinen aktuellen Bildern wieder.
Lasst euch, lassen Sie sich überraschen!"
Liste
der Künstler
_________
HOME